Demenz und andere Zipperlein
5 verfasser
Seite 1 von 1
Re: Demenz und andere Zipperlein
Hallo liebes Forum,
leider kann ich z.Zt. nicht viel beitragen, da ich viel unterwegs bin und dann keinen Zugriff habe auf meinen PC (helfe mit bei der Betreuung eines an Demenz erkrankten Familienmitglieds), aber ich lese übers Handy ziemlich regelmäßig mit und bleibe deshalb hoffentlich einigermaßen auf dem laufenden.
Für Stringa, die ja kürzlich auch von Demenz im Umfeld berichtet hat: ich hab die Erfahrung gemacht, dass, wenn man sich mit dieser Erkrankung und mit den Betroffenen näher beschäftigt, diese Krankheit etwas von ihrem Schrecken verliert - obwohl natürlich die schweren Tage und Stunden trotz allem verbleiben.
Viele Grüße
Natascha
leider kann ich z.Zt. nicht viel beitragen, da ich viel unterwegs bin und dann keinen Zugriff habe auf meinen PC (helfe mit bei der Betreuung eines an Demenz erkrankten Familienmitglieds), aber ich lese übers Handy ziemlich regelmäßig mit und bleibe deshalb hoffentlich einigermaßen auf dem laufenden.
Für Stringa, die ja kürzlich auch von Demenz im Umfeld berichtet hat: ich hab die Erfahrung gemacht, dass, wenn man sich mit dieser Erkrankung und mit den Betroffenen näher beschäftigt, diese Krankheit etwas von ihrem Schrecken verliert - obwohl natürlich die schweren Tage und Stunden trotz allem verbleiben.
Viele Grüße
Natascha
Natascha- Anzahl der Beiträge : 216
Anmeldedatum : 18.06.12
Danke, Natascha !
Ich hoffe, daß es sich bei deinem Fall wenigstens um eine friedliche Demenz handelt.
Wenn jemand nur so dement ist, daß er nicht mehr weiß, wo er ist und wer er ist und deshalb ständig nachfragt, ist das zwar nervig, aber auszuhalten.
Ganz schlimm wird's nur, wenn bei den Betreffenden dann verschüttete Ängste oder Agressionen hochkommen. Und so ungern es mancher hören mag, in solchen Fällen sind Psychopharmaka ein echter Segen.
Ich hab einen solchen Fall nicht in der eigenen Familie gehabt, aber Bekannte konnten die Mutter dann leider nicht mehr selbst versorgen. Die hat ununterbrochen geschrien, geweint, getobt und da waren die Medikamente denn doch nötig, und (man muß wirklich sagen, Gott sei Dank) ist die dann auch ziemlich bald im Heim verstorben.
Bei uns ist es meine Schwiegermutter, die wir seit nunmehr 8 Jahren pflegen und die ziemlich dement und glücklicherweise völlig friedlich seit dieser Zeit bettlägerig bei uns lebt. Ob man das leben nennen kann, weiß ich nicht, aber ich bin sicher, daß sie, wenn man ihr die Frage stellte, ob sie gerne sterben würde und sie diese Frage auch verstünde, mit einem lauten kräftigen Nein antworten würde.
Sie macht auch wirklich keine Arbeit im eigentlichen Sinne, da morgens und abends die ambulante Pflege vorbeikommt und was ich tue, ist eben nur morgens und abends füttern.
Ich habe mich dazu entschlossen, dies als eine Art Zimmerpflanzen-Pflege zu betrachten, dann wirds einfach zur Gewohnheit.
Und hilfreich, das muß ich auch sagen, ist, daß es nicht meine eigene Mutter ist, bei der es mir natürlich sehr viel schwerer gefallen wäre, Distanz zu wahren. Aber auch die war am Ende dement und wie ich schon einmal schrieb, das Schlimmste an derartigen Krankheitsverläufen ist der Verlust von Zuneigung, unter dem sowohl der Kranke als auch die Pflegenden leiden.
Also ich hoffe, all diese schlimmen Symptome sind bei Euch, Natascha, irgendwie zu bewältigen.
Good luck !
Wenn jemand nur so dement ist, daß er nicht mehr weiß, wo er ist und wer er ist und deshalb ständig nachfragt, ist das zwar nervig, aber auszuhalten.
Ganz schlimm wird's nur, wenn bei den Betreffenden dann verschüttete Ängste oder Agressionen hochkommen. Und so ungern es mancher hören mag, in solchen Fällen sind Psychopharmaka ein echter Segen.
Ich hab einen solchen Fall nicht in der eigenen Familie gehabt, aber Bekannte konnten die Mutter dann leider nicht mehr selbst versorgen. Die hat ununterbrochen geschrien, geweint, getobt und da waren die Medikamente denn doch nötig, und (man muß wirklich sagen, Gott sei Dank) ist die dann auch ziemlich bald im Heim verstorben.
Bei uns ist es meine Schwiegermutter, die wir seit nunmehr 8 Jahren pflegen und die ziemlich dement und glücklicherweise völlig friedlich seit dieser Zeit bettlägerig bei uns lebt. Ob man das leben nennen kann, weiß ich nicht, aber ich bin sicher, daß sie, wenn man ihr die Frage stellte, ob sie gerne sterben würde und sie diese Frage auch verstünde, mit einem lauten kräftigen Nein antworten würde.
Sie macht auch wirklich keine Arbeit im eigentlichen Sinne, da morgens und abends die ambulante Pflege vorbeikommt und was ich tue, ist eben nur morgens und abends füttern.
Ich habe mich dazu entschlossen, dies als eine Art Zimmerpflanzen-Pflege zu betrachten, dann wirds einfach zur Gewohnheit.
Und hilfreich, das muß ich auch sagen, ist, daß es nicht meine eigene Mutter ist, bei der es mir natürlich sehr viel schwerer gefallen wäre, Distanz zu wahren. Aber auch die war am Ende dement und wie ich schon einmal schrieb, das Schlimmste an derartigen Krankheitsverläufen ist der Verlust von Zuneigung, unter dem sowohl der Kranke als auch die Pflegenden leiden.
Also ich hoffe, all diese schlimmen Symptome sind bei Euch, Natascha, irgendwie zu bewältigen.
Good luck !
stringa- Anzahl der Beiträge : 1646
Anmeldedatum : 22.06.12
Demenz Zwischen
Danke für deine Erfahrungen, sind für mich sehr interessant.
In meinem Fall handelt es sich um meine Mutter, die ca. 2 Zugstunden von mir entfernt wohnt und z.Zt. (noch) vom 10 Jahre jüngeren Ehemann versorgt werden kann, sie selbst ist zum Glück noch ziemlich mobil, kann sich selbst anziehen, duschen usw., hat aber inzwischen zeitliche und räumliche Orientierungsprobleme, das Kurzzeitgedächtnis läßt nach usw. (Pflegestufe ist beantragt, Entscheidung steht noch aus). Für meinen Stiefvater ist dies natürlich wesentlich belastender als für mich, die ja immer nur zu Besuch kommt, im Haushalt und beim Papierkram hilft, mit der Mutter spazieren geht usw.
Aggressionen gibt es noch nicht, kann aber ja noch kommen, wie ich gelesen habe - es gibt sehr gute Bücher zum Thema, z.B. "Das Herz wird nicht dement" oder "Als meine Mutter ihre Küche nicht mehr fand", mir hat das Lesen dieser Erfahrungsberichte sehr geholfen und Kraft gegeben.
In meinem Fall handelt es sich um meine Mutter, die ca. 2 Zugstunden von mir entfernt wohnt und z.Zt. (noch) vom 10 Jahre jüngeren Ehemann versorgt werden kann, sie selbst ist zum Glück noch ziemlich mobil, kann sich selbst anziehen, duschen usw., hat aber inzwischen zeitliche und räumliche Orientierungsprobleme, das Kurzzeitgedächtnis läßt nach usw. (Pflegestufe ist beantragt, Entscheidung steht noch aus). Für meinen Stiefvater ist dies natürlich wesentlich belastender als für mich, die ja immer nur zu Besuch kommt, im Haushalt und beim Papierkram hilft, mit der Mutter spazieren geht usw.
Aggressionen gibt es noch nicht, kann aber ja noch kommen, wie ich gelesen habe - es gibt sehr gute Bücher zum Thema, z.B. "Das Herz wird nicht dement" oder "Als meine Mutter ihre Küche nicht mehr fand", mir hat das Lesen dieser Erfahrungsberichte sehr geholfen und Kraft gegeben.
Natascha- Anzahl der Beiträge : 216
Anmeldedatum : 18.06.12
Demenz und andere Zipperlein
Na Mensch Natascha, da kann ja noch etwas auf Dich zukommen.
>>>sie selbst ist zum Glück noch ziemlich mobil, kann sich selbst anziehen, duschen usw., hat aber inzwischen zeitliche und räumliche Orientierungsprobleme, das Kurzzeitgedächtnis läßt nach usw. (Pflegestufe ist beantragt, Entscheidung steht noch aus).<<<
So wie Du es darstellst, wird sie keine Pflegestufe bekommen. Hoffentlich habt ihr, oder Euer Arzt nicht angegeben, daß Deine Mutter sich noch selbst waschen und pflegen kann. Dann ist die Möglichkeit Pflegestufen zu erhalten gleich NULL. Natürlich gibt es auch die Pflegestufe "0", das hat aber hauptsächlich etwas mit Zuschüssen durch Gevatter Staat zu tun wenn es um die private, häusliche Pflege geht. Ich h o f f e das bei Verschlimmerung ihres Zustandes niemand von Euch vor die "Hunde" geht. Der Stress ist nahezu für Familienmitglieder unerträglich.
>>>sie selbst ist zum Glück noch ziemlich mobil, kann sich selbst anziehen, duschen usw., hat aber inzwischen zeitliche und räumliche Orientierungsprobleme, das Kurzzeitgedächtnis läßt nach usw. (Pflegestufe ist beantragt, Entscheidung steht noch aus).<<<
So wie Du es darstellst, wird sie keine Pflegestufe bekommen. Hoffentlich habt ihr, oder Euer Arzt nicht angegeben, daß Deine Mutter sich noch selbst waschen und pflegen kann. Dann ist die Möglichkeit Pflegestufen zu erhalten gleich NULL. Natürlich gibt es auch die Pflegestufe "0", das hat aber hauptsächlich etwas mit Zuschüssen durch Gevatter Staat zu tun wenn es um die private, häusliche Pflege geht. Ich h o f f e das bei Verschlimmerung ihres Zustandes niemand von Euch vor die "Hunde" geht. Der Stress ist nahezu für Familienmitglieder unerträglich.
uvondo- Anzahl der Beiträge : 1610
Anmeldedatum : 13.06.12
Uvondo
Danke für deine Meinung zum Thema, offenbar gibt es hier außer Stringa noch mehr Stammtischbrüder und -schwestern, die sich schon mit Demenz befaßt haben :-).
Ich hab mich vor Besuch des MDK gründlich eingelesen (;-) und hoffe deshalb, dass Pflegestufe 1 bewilligt wird, falls nicht, wird Widerspruch eingelegt. Aber ich stimme dir zu, für den Angehörigen, der rund-um-die-Uhr mit einem Demenzkranken zu tun hat, ist es langfristig fast nicht auszuhalten, deshalb fahre ich auch in letzter Zeit so oft wie möglich zu meiner Mutter, um auch meinen Stiefvater mental zu entlasten und zu unterstützen, das ist im Moment wahrscheinlich viel wichtiger als alles andere (putzen usw., das mach ich aber natürlich auch, zumindest solange noch keine externe Hilfe organisiert ist).
Ich hab mich vor Besuch des MDK gründlich eingelesen (;-) und hoffe deshalb, dass Pflegestufe 1 bewilligt wird, falls nicht, wird Widerspruch eingelegt. Aber ich stimme dir zu, für den Angehörigen, der rund-um-die-Uhr mit einem Demenzkranken zu tun hat, ist es langfristig fast nicht auszuhalten, deshalb fahre ich auch in letzter Zeit so oft wie möglich zu meiner Mutter, um auch meinen Stiefvater mental zu entlasten und zu unterstützen, das ist im Moment wahrscheinlich viel wichtiger als alles andere (putzen usw., das mach ich aber natürlich auch, zumindest solange noch keine externe Hilfe organisiert ist).
Natascha- Anzahl der Beiträge : 216
Anmeldedatum : 18.06.12
Re: Demenz und andere Zipperlein
Wer auch immer einen neuen Thread eröffnet hat und die Postings verschoben, vielen Dank dafür :-) !
Natascha- Anzahl der Beiträge : 216
Anmeldedatum : 18.06.12
Oldy war so nett
und hat dieses Thema, bzw. die Beiträge hierher verschoben.
Wenn Du Fragen hast, dann frage, ich kann Dir evtl. Auskunft geben. Ich beschäftige mich intensiv mit dem Thema.
Wenn Du Fragen hast, dann frage, ich kann Dir evtl. Auskunft geben. Ich beschäftige mich intensiv mit dem Thema.
uvondo- Anzahl der Beiträge : 1610
Anmeldedatum : 13.06.12
Re: Demenz und andere Zipperlein
Zu diesem Thema kann wohl fast jeder von uns etwas beitragen, da es wohl kaum eine Familie gibt, in der es nicht einen Demenzkranken gibt. Und dann gibt es - so mein Eindruck - recht unterschiedliche Verläufe. Daher scheint es gut und wichtig zu sein, Erfahrungen zu diesem Thema auszutauschen und auf Dinge aufmerksam zu machen, die sich als hilfreich erwiesen haben.
Deswegen habe ich die versträuten Beiträge zu einem Thema zusammengeführt und hoffe, daß sich mehr User daran beteiligen.
Stichwort Pflegeversicherung:
Auch nach der Reform 2013 ist die Erlangung einer Pflegestufe für Demenzkranke schwierig, denn natürlich machen sie noch alles selbst auch wenn das natürlich nicht stimmt. Hier ist es sinnvoll, wenn beim Untersuchungstermin Angehörige und / oder der Hausarzt anwesend sind, um korrigierende Aussagen machen zu können. Befindet sich der Erkrankte in einer Einrichtung der Tagespflege, sollte der Untersuchungstermin dort abgehalten werden, da die dortigen Pflegekräfte recht gut wissen, worauf es ankommt.
Bei der Antragstellung gleich darauf achten, daß nicht nur eine Pflegestufe, sondern auch (und hilfsweise) die Anerkennung eines erheblichen allgemeinen Betreuungsbedarfes (§ 45 b SGB XI) und ein Pflegegeld (§ 37 SGB XI) beantragt wird. Die Pflegekassen fassen Anträge auf Pflegestufe nicht in jedem Falle zugleich auch als Antrag auf diese Leistungen auf.
Was so möglich ist, wird in folgendem Beitrag zusammengefaßt:
http://www.eva-stuttgart.de/fileadmin/redaktion/pdf/angebote_fuer/Alzheimer_Beratung/Mehr_Pflegeversicherungsleistungen_ab_2013.pdf
Sollte das Urteil des medizinischen Dienstes negativ - gegen eine Pflegestufe - ausfallen, lohnt es sich, der Begutachtung zu widersprechen und in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt eine Art Gegendarstellung (private Pflegedokumentation) einzureichen, um eine Neubegutachtung zu erreichen. Der damit verbundene Aufwand kann sich am Ende auszahlen.
Ansonsten sind die Erfahrungen im Umgang mit Dementen sicherlich sehr unterschiedlich. Für diejenigen, die vor der Frage stehen, wie die Betreuung etwas tagsüber gewährleistet werden soll, kann ich nur den Hinweis auf die Einrichtungen der Tagespflege geben. Ein Beispielsarragement kann etwa so aussehen:
Für eine derartige Betreuung von Montags bis Freitags (außer an Feiertagen) sind etwa 950 EURO erforderlich.
Für die Angehörigen verbleiben dann noch die Zeiten des Aufstehens, die abendliche Betreuung mit dem Abendessen und die gesamten Wochenenden. Auch wenn damit noch ganz schön viel Arbeit für die Angehörigen verbleibt, so gestattet diese Form der Betreuung eine Berufstätigkeit oder auch nur die ungestörte Verrichtung der Hausarbeiten.
Der Vorteil der Tagespflege besteht in der Beschäftigung mit fester Gruppenbindung. Es ist erstaunlich, wie schnell auch bei Dementen sich da "Freundschaften" bilden. Das Beschäftigungsangebot ist auf Demente abgestimmt und versucht, die verbliebenen geistigen Fähigkeiten zu trainieren und zu fördern. Mein Eindruck: auch wenn sich die Krankheit nicht aufhalten läßt, durch die Kombination von Medikamenten und Training wird der Verlauf verlangsamt, was allen Betroffenen zugute kommt.
Deswegen habe ich die versträuten Beiträge zu einem Thema zusammengeführt und hoffe, daß sich mehr User daran beteiligen.
Stichwort Pflegeversicherung:
Auch nach der Reform 2013 ist die Erlangung einer Pflegestufe für Demenzkranke schwierig, denn natürlich machen sie noch alles selbst auch wenn das natürlich nicht stimmt. Hier ist es sinnvoll, wenn beim Untersuchungstermin Angehörige und / oder der Hausarzt anwesend sind, um korrigierende Aussagen machen zu können. Befindet sich der Erkrankte in einer Einrichtung der Tagespflege, sollte der Untersuchungstermin dort abgehalten werden, da die dortigen Pflegekräfte recht gut wissen, worauf es ankommt.
Bei der Antragstellung gleich darauf achten, daß nicht nur eine Pflegestufe, sondern auch (und hilfsweise) die Anerkennung eines erheblichen allgemeinen Betreuungsbedarfes (§ 45 b SGB XI) und ein Pflegegeld (§ 37 SGB XI) beantragt wird. Die Pflegekassen fassen Anträge auf Pflegestufe nicht in jedem Falle zugleich auch als Antrag auf diese Leistungen auf.
Was so möglich ist, wird in folgendem Beitrag zusammengefaßt:
http://www.eva-stuttgart.de/fileadmin/redaktion/pdf/angebote_fuer/Alzheimer_Beratung/Mehr_Pflegeversicherungsleistungen_ab_2013.pdf
Sollte das Urteil des medizinischen Dienstes negativ - gegen eine Pflegestufe - ausfallen, lohnt es sich, der Begutachtung zu widersprechen und in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt eine Art Gegendarstellung (private Pflegedokumentation) einzureichen, um eine Neubegutachtung zu erreichen. Der damit verbundene Aufwand kann sich am Ende auszahlen.
Ansonsten sind die Erfahrungen im Umgang mit Dementen sicherlich sehr unterschiedlich. Für diejenigen, die vor der Frage stehen, wie die Betreuung etwas tagsüber gewährleistet werden soll, kann ich nur den Hinweis auf die Einrichtungen der Tagespflege geben. Ein Beispielsarragement kann etwa so aussehen:
- ca. 8 Uhr Abholung durch den Fahrdienst der Tagespflege
- anschließend "2. Frühstück" in der Gruppe
- Vormittagsaktivität: Geschichten erzählen, singen, lesen, Ratespiele
- Mittagessen
- Mittagsruhe
- Bewegungstherapie, Bewegungsspiele
- Nachmittagsklönstunde (vergleichbar mit dem Vormittag)
- Kaffee
- ca. 16 h Heimfahrt mit dem Fahrdienst.
- Zwischendrin sind Termine mit Fußpflege, Friseur, Hausarzt usw. eingeplant, die in die Tagespflege kommen. Diese Leistungen sind selbstverständlich eigenständig zu vergüten.
Für eine derartige Betreuung von Montags bis Freitags (außer an Feiertagen) sind etwa 950 EURO erforderlich.
Für die Angehörigen verbleiben dann noch die Zeiten des Aufstehens, die abendliche Betreuung mit dem Abendessen und die gesamten Wochenenden. Auch wenn damit noch ganz schön viel Arbeit für die Angehörigen verbleibt, so gestattet diese Form der Betreuung eine Berufstätigkeit oder auch nur die ungestörte Verrichtung der Hausarbeiten.
Der Vorteil der Tagespflege besteht in der Beschäftigung mit fester Gruppenbindung. Es ist erstaunlich, wie schnell auch bei Dementen sich da "Freundschaften" bilden. Das Beschäftigungsangebot ist auf Demente abgestimmt und versucht, die verbliebenen geistigen Fähigkeiten zu trainieren und zu fördern. Mein Eindruck: auch wenn sich die Krankheit nicht aufhalten läßt, durch die Kombination von Medikamenten und Training wird der Verlauf verlangsamt, was allen Betroffenen zugute kommt.
Oldoldman- Anzahl der Beiträge : 1064
Anmeldedatum : 06.06.12
Alter : 65
Ort : Hoch im Norden...
Natascha,
aus eigener Erfahrung kann ich sagen, je weniger die Angehörigen mit den unappetitlichen Seiten der Pflege zu tun haben, desto besser.
D.h. ihr macht das schon genau richtig, das sollten möglichst Pflegedienste besorgen, je eher desto besser.
Das reicht natürlich nicht, weil zum Beispiel die Patienten ja den ganzen Tag vielleicht auch Hilfe beim Toilettengang benötigen.
Und auch hier würde ich so früh wie möglich auf Windeln umswitchen, die dann vom Pflegedienst gewechselt werden können.
Und noch ein Tipp aus der Praxis, ist jetzt auch kein Thema, über das man gern reden möchte, aber die ungestörte Verdauung ist schon extrem wichtig, vor allem später, wenn es weiter fortgeschritten ist.
Also so wenig Medikamente geben, wie's irgend geht (ich meine jetzt die Pillen und Tabletten, die fast alle älteren Leute irgendwann verordnet kriegen, da kann man mehr weglassen, als man denkt) und dafür entweder ein Laxativ jeden zweiten Tag oder die Ernährung so gestalten, daß es "rutscht", z. B. viel Öl, und die Ballaststoffe muß man auch irgendwann mal weglassen, da die dazu neigen, sich im Darm in Beulen und Ausstülpungen festzusetzen.
Ich hab gute Erfahrungen mit Öl jeder Art gemacht oder mit Glaubersalz
D.h. ihr macht das schon genau richtig, das sollten möglichst Pflegedienste besorgen, je eher desto besser.
Das reicht natürlich nicht, weil zum Beispiel die Patienten ja den ganzen Tag vielleicht auch Hilfe beim Toilettengang benötigen.
Und auch hier würde ich so früh wie möglich auf Windeln umswitchen, die dann vom Pflegedienst gewechselt werden können.
Und noch ein Tipp aus der Praxis, ist jetzt auch kein Thema, über das man gern reden möchte, aber die ungestörte Verdauung ist schon extrem wichtig, vor allem später, wenn es weiter fortgeschritten ist.
Also so wenig Medikamente geben, wie's irgend geht (ich meine jetzt die Pillen und Tabletten, die fast alle älteren Leute irgendwann verordnet kriegen, da kann man mehr weglassen, als man denkt) und dafür entweder ein Laxativ jeden zweiten Tag oder die Ernährung so gestalten, daß es "rutscht", z. B. viel Öl, und die Ballaststoffe muß man auch irgendwann mal weglassen, da die dazu neigen, sich im Darm in Beulen und Ausstülpungen festzusetzen.
Ich hab gute Erfahrungen mit Öl jeder Art gemacht oder mit Glaubersalz
stringa- Anzahl der Beiträge : 1646
Anmeldedatum : 22.06.12
warum wundere ich mich eigentlich ?
wie bei allen anderen Themen, die man versucht hat in diesem Forum unterzubringen, wird auch dieser Beitrag wieder vernachlässigt, und das obwohl er hochbrisant ist. Denn wie oldy schon richtig anführte, ist in fast jeder Familie ein solcher Fall bekannt. Liegt das Desinteresse vielleicht daran, daß man hier, anders als bei K. und M. keine oder wenig öffentliche Zugriffsmöglichkeiten hat, und deshalb einmal seinen eigenen Kopf gebrauchen müßte ? Das fände ich aber mehr als traurig. Es geht nicht nur um Windeln, den Gang zur Toilette, Unterbringungsmöglichkeiten, Paragraphen, Pflege usw., es geht um wesentlich mehr. Und es kann jeden hier irgendwann einmal treffen. Ich z.B. habe in meiner Familie festgelegt, sollten sich z.B. bei mir, für mich unbemerkt irgendwann Ausfallerscheinungen ankündigen, worauf man zu achten hat, was man besonders beobachten sollte, welche Schritte in diesem Fall eingeleitet werden müssen, welche neurologischen Untersuchungen man bei welchen Ärzten beanspruchen sollte, usw. usw. Ein vielfältiges und interessantes Thema, solange man für sich selbst noch Entscheidungen treffen kann. Denn wenn der Tag X da ist, kann der Betreffende sich nach und nach nicht mehr auf sein Umfeld einstellen, dann muss das Umfeld sich auf den Erkrankten einstellen. Aber warum mache ich mir eigentlich die Mühe, dieses Krankheitsbild hier noch einmal zu erwähnen. Wir haben ja ersatzweise........Das betrifft niemanden persönlich, da muss man auch nicht lange nachdenken.
uvondo- Anzahl der Beiträge : 1610
Anmeldedatum : 13.06.12
hola uvo und moin moin
Tabu Themen schiebt man natürlich lieber von sich weg. Das hat mit Hilflosigkeit zu tun.
In der Beziehung sind wahrscheinlich alle gleich. Man will nichts damit zu tun haben.
Während ich eure Beiträge gelesen habe, musste ich denken, wie gut es doch Helens Hund hat.
Der hat überhaupt keine Freiheit, keine Verantwortung und kann trotzdem alles machen was er will.
Natürlich sehe ich ein, dass man einen hilflosen Menschen nicht einfach seinem Schicksal überlassen und vergammeln lassen darf.
Aber schon alleine so ein Tagesablauf: Mit anderen Kranken spazieren gehen, Kaffee trinken, Kuchen essen, Aufstehen, Zähneputzen, Gesellschaftsspiele spielen, Abends früh ins Bett, vielleicht sogar Lieder singen, Walzer tanzen, ein wenig Bewegung, alles sicher gesund und gut gemeint . Aber, man stelle sich nur mal vor, so muss man selbst leben.
Ich trinke morgens mindestens 3 Tassen Kaffe und rauche ne Zigarette. Erst danach mache ich mich fertig und Hunger habe ich morgens nicht.
Da habe ich auch null Bock auf Gesellschaft und nette Plauderein. Spaziergänge, Kaffe und Kuchen, waren wie Liedchen singen, Walzer tanzen usw schon immer ein einziger Albtraum für mich.
Ich stelle mir da erst mal Lobelie vor, die so gerne nachts schreibt.
Ich hänge eigentlich, wenn ich Lust auf Gesellschaft habe, lieber in irgendwelchen Bars rum. Ältere Menswchen die ich kenne, werden auch nicht von einem Tag auf den anderen, nur weil sie alt und krank sind, plötzlich vom Rocker zum Fan der Volksmusik.
So, das ist die eine Seite. Die Belastung für die Umwelt und die hohen Kosten, das alles die andere, über die ich nichts weiß.
Das einzige was ich weiß, ist das was Uvo schon angesprochen hat, dass man möglichst früh versucht die Dinge so zu regeln, wie man selbst das möchte. Aber wie lässt sich das regeln?
Meine Mutter, die nicht dement war, sondern einfach sehr krank und große Schmerzen hatte, wollte gegen Ende ihres Lebens nichts mehr von der Kirche wissen. Sie wollte keinen Priester sehen nichts davon hören und sie lebte auch eigentlich schon in einer anderen Welt, mit ihren Erinnerungen, mit ihrem Zorn und Frust. Sie war immer sehr fromm und positiv gewesen, sie liebte ihre Famili, Opern, Italien, den Sommer, ihre Blumen, ihren Hund. Und sie war nur noch sauer wegen all der Verluste. Sie starb nach einem kurzen Seufzer in meinem Arm und ich dachte, dass es einfach besser so wäre. Für sie? Für mich?
In der Beziehung sind wahrscheinlich alle gleich. Man will nichts damit zu tun haben.
Während ich eure Beiträge gelesen habe, musste ich denken, wie gut es doch Helens Hund hat.
Der hat überhaupt keine Freiheit, keine Verantwortung und kann trotzdem alles machen was er will.
Natürlich sehe ich ein, dass man einen hilflosen Menschen nicht einfach seinem Schicksal überlassen und vergammeln lassen darf.
Aber schon alleine so ein Tagesablauf: Mit anderen Kranken spazieren gehen, Kaffee trinken, Kuchen essen, Aufstehen, Zähneputzen, Gesellschaftsspiele spielen, Abends früh ins Bett, vielleicht sogar Lieder singen, Walzer tanzen, ein wenig Bewegung, alles sicher gesund und gut gemeint . Aber, man stelle sich nur mal vor, so muss man selbst leben.
Ich trinke morgens mindestens 3 Tassen Kaffe und rauche ne Zigarette. Erst danach mache ich mich fertig und Hunger habe ich morgens nicht.
Da habe ich auch null Bock auf Gesellschaft und nette Plauderein. Spaziergänge, Kaffe und Kuchen, waren wie Liedchen singen, Walzer tanzen usw schon immer ein einziger Albtraum für mich.
Ich stelle mir da erst mal Lobelie vor, die so gerne nachts schreibt.
Ich hänge eigentlich, wenn ich Lust auf Gesellschaft habe, lieber in irgendwelchen Bars rum. Ältere Menswchen die ich kenne, werden auch nicht von einem Tag auf den anderen, nur weil sie alt und krank sind, plötzlich vom Rocker zum Fan der Volksmusik.
So, das ist die eine Seite. Die Belastung für die Umwelt und die hohen Kosten, das alles die andere, über die ich nichts weiß.
Das einzige was ich weiß, ist das was Uvo schon angesprochen hat, dass man möglichst früh versucht die Dinge so zu regeln, wie man selbst das möchte. Aber wie lässt sich das regeln?
Meine Mutter, die nicht dement war, sondern einfach sehr krank und große Schmerzen hatte, wollte gegen Ende ihres Lebens nichts mehr von der Kirche wissen. Sie wollte keinen Priester sehen nichts davon hören und sie lebte auch eigentlich schon in einer anderen Welt, mit ihren Erinnerungen, mit ihrem Zorn und Frust. Sie war immer sehr fromm und positiv gewesen, sie liebte ihre Famili, Opern, Italien, den Sommer, ihre Blumen, ihren Hund. Und sie war nur noch sauer wegen all der Verluste. Sie starb nach einem kurzen Seufzer in meinem Arm und ich dachte, dass es einfach besser so wäre. Für sie? Für mich?
patagon- Anzahl der Beiträge : 1528
Anmeldedatum : 14.06.12
@uvondo: Thema vernachlässigt?
Ich denke, eher nicht. Nur: das ist ein Thema, zu dem man nicht einfach so Beiträge aus dem Ärmel schüttelt. Es geht ja um mehrere Ebenen.
Zunächst: "Wir" sind die Angehörigen, die mit der Situation, mit der Diagnose und ihren Auswirkungen konfrontiert werden.
Da geht es u. a. um Geld und damit Paragraphen. Da geht es darum, wie das tägliche Leben mit der kranken Person so organisiert werden kann, daß die Bedürfnisse des Kranken und der Angehörigen unter einen Hut gebracht werden können.
Da geht es um ganz praktische Pflegetipps, die manches erleichtern.
Und da gibt es die emotionale Ebene. Häufig geht es doch um sehr nahe Verwandte, Großeltern, Eltern, Ehegatten und das Unaufhaltsame des Krankheitsverlaufes von der "Vergeßlichkeit" der Dinge aus dem Kurzzeitgedächtnis bis hin zu dem Tag, "an dem Muttern die Küche nicht mehr fand". Da schwindet die die zeitliche und / oder örtliche Orientierung, da gibt es "lucida intervalla" gepaart mit tiefer Depression aufgrund des Erkennens der eigenen Lage, da gibt Wut aus Hilflosigkeit. Und auf der Seite der Angehörigen die fast spiegelbildlichen Reaktionen. Immerhin erlebt man die "Verblödung" eines sehr vertrauten Menschen, mit dem man ganz andersartige Erinnerungen und Erfahrungen verbindet. Und auch die eigene Geduld ist im täglichen Leben endlich. Es ist ein oft geäußerter, sehr schöner Satz, man müsse den Dementen dort abholen, wo er sich gerade befindet, also zunehmend in der Vergangenheit. Nur, das ist sehr schwer zu bewerkstelligen, wenn der Kranke die Post "wegsortiert", ständig zum Einkaufen läuft, selbst wenn die Geschäfte nicht auf haben, und dann den Weg nach Hause nicht mehr findet, wenn er Wasser kocht, es dann aber vergißt, bis der Topf durchgeschmort ist...
Und selbst wenn es viel harmloser abläuft, zerrt es doch an den Nerven. Auf der anderen Seite steht aber auch der Anspruch an sich selbst, daß es dann doch die Zeit ist, das an Fürsorge und Pflege zurückzugeben, was man einstmals als Kind selbst empfangen hat.
Das Thema ist also so vielschichtig und vielgestaltig, aber auch zu persönlich, als daß man hier Beiträge im Minutentakt heraushauen könnte und sollte. Es kann nur darum gehen, den Betroffenen und sich selbst durch eine vorsichtige Annäherung aus den eigenen Erfahrungen heraus, Hinweise und Tipps, aber auch Bestärkung im eigenen Handeln zu geben.
Zunächst: "Wir" sind die Angehörigen, die mit der Situation, mit der Diagnose und ihren Auswirkungen konfrontiert werden.
Da geht es u. a. um Geld und damit Paragraphen. Da geht es darum, wie das tägliche Leben mit der kranken Person so organisiert werden kann, daß die Bedürfnisse des Kranken und der Angehörigen unter einen Hut gebracht werden können.
Da geht es um ganz praktische Pflegetipps, die manches erleichtern.
Und da gibt es die emotionale Ebene. Häufig geht es doch um sehr nahe Verwandte, Großeltern, Eltern, Ehegatten und das Unaufhaltsame des Krankheitsverlaufes von der "Vergeßlichkeit" der Dinge aus dem Kurzzeitgedächtnis bis hin zu dem Tag, "an dem Muttern die Küche nicht mehr fand". Da schwindet die die zeitliche und / oder örtliche Orientierung, da gibt es "lucida intervalla" gepaart mit tiefer Depression aufgrund des Erkennens der eigenen Lage, da gibt Wut aus Hilflosigkeit. Und auf der Seite der Angehörigen die fast spiegelbildlichen Reaktionen. Immerhin erlebt man die "Verblödung" eines sehr vertrauten Menschen, mit dem man ganz andersartige Erinnerungen und Erfahrungen verbindet. Und auch die eigene Geduld ist im täglichen Leben endlich. Es ist ein oft geäußerter, sehr schöner Satz, man müsse den Dementen dort abholen, wo er sich gerade befindet, also zunehmend in der Vergangenheit. Nur, das ist sehr schwer zu bewerkstelligen, wenn der Kranke die Post "wegsortiert", ständig zum Einkaufen läuft, selbst wenn die Geschäfte nicht auf haben, und dann den Weg nach Hause nicht mehr findet, wenn er Wasser kocht, es dann aber vergißt, bis der Topf durchgeschmort ist...
Und selbst wenn es viel harmloser abläuft, zerrt es doch an den Nerven. Auf der anderen Seite steht aber auch der Anspruch an sich selbst, daß es dann doch die Zeit ist, das an Fürsorge und Pflege zurückzugeben, was man einstmals als Kind selbst empfangen hat.
Das Thema ist also so vielschichtig und vielgestaltig, aber auch zu persönlich, als daß man hier Beiträge im Minutentakt heraushauen könnte und sollte. Es kann nur darum gehen, den Betroffenen und sich selbst durch eine vorsichtige Annäherung aus den eigenen Erfahrungen heraus, Hinweise und Tipps, aber auch Bestärkung im eigenen Handeln zu geben.
Oldoldman- Anzahl der Beiträge : 1064
Anmeldedatum : 06.06.12
Alter : 65
Ort : Hoch im Norden...
hola und moin moin pat
>>>Aber schon alleine so ein Tagesablauf: Mit anderen Kranken spazieren gehen, Kaffee trinken, Kuchen essen, Aufstehen, Zähneputzen, Gesellschaftsspiele spielen, Abends früh ins Bett, vielleicht sogar Lieder singen, Walzer tanzen, ein wenig Bewegung, alles sicher gesund und gut gemeint . Aber, man stelle sich nur mal vor, so muss man selbst leben.<<<
Ich merke schon, auch an anderen Kommentaren, daß das Pferd von hinten aufgezäumt wird. Man fängt ja auch nicht an, ein Haus vom Dach her nach unten zu bauen. Ob nun WIndeln, Heim, oder das was Du beschreibst, ist eine Folgeerscheinung dieses Krankheitsbildes. WICHTIG ist, daß das eigene Umfeld das Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten der betreffenden Person so rechtzeitig erkennt, daß man zumindest noch rechtzeitig eine zustandverlängernde Hilfestellung leisten kann. Das ist auch kein "Zustand" von vielen Jahren, aber man kann bei rechtzeitigen Erkennen dieses Krankheitsbildes, und umgehend eingeleiteter ärztlicher Betreuung, 2 - 3 Jahre dazugewinnen, bzw. den Übergang in ein sich verschlimmerndes Stadium hinauszögern.
>>>Ich trinke morgens mindestens 3 Tassen Kaffe und rauche ne Zigarette. Erst danach mache ich mich fertig und Hunger habe ich morgens nicht.<<<
Irgendeine gedankliche Verbindung zwischen uns muß es ja geben. Ohne die Zigarettesichwerkann, verläuft mein Tagesbeginn genauso. Ich muffel zwar mit meiner Frau ein Toast mit, aber mein richtiges Frühstück, das dann auch ruhig deftig sein darf, erfolgt erst gegen 10.00UHR.
Ich merke schon, auch an anderen Kommentaren, daß das Pferd von hinten aufgezäumt wird. Man fängt ja auch nicht an, ein Haus vom Dach her nach unten zu bauen. Ob nun WIndeln, Heim, oder das was Du beschreibst, ist eine Folgeerscheinung dieses Krankheitsbildes. WICHTIG ist, daß das eigene Umfeld das Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten der betreffenden Person so rechtzeitig erkennt, daß man zumindest noch rechtzeitig eine zustandverlängernde Hilfestellung leisten kann. Das ist auch kein "Zustand" von vielen Jahren, aber man kann bei rechtzeitigen Erkennen dieses Krankheitsbildes, und umgehend eingeleiteter ärztlicher Betreuung, 2 - 3 Jahre dazugewinnen, bzw. den Übergang in ein sich verschlimmerndes Stadium hinauszögern.
>>>Ich trinke morgens mindestens 3 Tassen Kaffe und rauche ne Zigarette. Erst danach mache ich mich fertig und Hunger habe ich morgens nicht.<<<
Irgendeine gedankliche Verbindung zwischen uns muß es ja geben. Ohne die Zigarettesichwerkann, verläuft mein Tagesbeginn genauso. Ich muffel zwar mit meiner Frau ein Toast mit, aber mein richtiges Frühstück, das dann auch ruhig deftig sein darf, erfolgt erst gegen 10.00UHR.
uvondo- Anzahl der Beiträge : 1610
Anmeldedatum : 13.06.12
oldy, ein großes langgezogenes JJJJJein.........
Was Du schreibst ist alles richtig, wenn man diese Krankheit, und wenn auch nur oberflächlich hier abhandelt, dann darf ich/man nicht aus der ICHposition (was mach ich bloß, was mach ich bloß, wenn ICH in diese Situation mit einem Demenzkranken Familienmitglied komme) die Sache angehen. Das wird leider immer wieder gemacht. Nicht ICH bin wichtig, sondern der Kranke, der sich irgendwann nicht mehr allein gegen seinen Zustand wehren kann. Nicht ICH bin in erster Linie betroffen, sondern der Kranke. Mich betrifft ab jetzt (zweitrangig), wie gehe ich als "Mitbetroffener" mit dieser Situation bestmöglich und ohne Panik und Ekelgefühl um. Alles was Du eben geschrieben hast, habe ich schon im alten Forum einmal erklärt. (im Zusammenhang mit unseren Demenzheimen und einem Dialog zwischen steffi und mir). Es ist ein schwieriges Thema, zumal es auch noch nicht bis in den letzten Winkel erforscht worden ist, dafür ist dieses Krankheitsbild tatsächlich zu vielschichtig.
uvondo- Anzahl der Beiträge : 1610
Anmeldedatum : 13.06.12
@uvondo: ein Jain zurück...
Welch großes Wort gelassen niedergeschrieben...uvondo, 25.01.2013, 12:34 h, schrieb:Nicht ICH bin wichtig, sondern der Kranke, der sich irgendwann nicht mehr allein gegen seinen Zustand wehren kann. Nicht ICH bin in erster Linie betroffen, sondern der Kranke. Mich betrifft ab jetzt (zweitrangig), wie gehe ich als "Mitbetroffener" mit dieser Situation bestmöglich und ohne Panik und Ekelgefühl um.
_______________
vgl.: https://libertalia.forumieren.com/t119-demenz-und-andere-zipperlein#12099
Und doch, es geht - jedenfalls hier - um den Angehörigen, der mit dem Kranken lebt und - bei allen segensreichen Medikamenten - mit den "Ausfallerscheinungen" des Kranken klarkommen muß. Das ist keine Frage von Ekel oder Panik. Einem Elternteil den Hintern auszuputzen, löst beim ersten Mal eine Art von Erstaunen aus ("eben habe ich noch meinen Kindern..."), wird aber zu einer Art Routine. Das ist nicht ekeliger (oder gar nicht ekelig) wie bei einem Kleinkind. Es ist auch keine Panik. Für das Medizinische gibt es die Ärzte, mit denen man die Dinge sehr sachlich bereden kann. Und wenn ein Arzt nicht kompetent genug erscheint, dann holt man eine zweite Meinung ein. Der Verstand sagt einem, es ist eben ein unabänderliches Geschehen. Der Kranke meint es nicht böse, er kann nichts dafür. Aber "wir", die Angehörigen sind nicht endlos belastbar und sind auch ein Stück hilflos: hilflos im Umgang mit dem Kranken und hilflos im Umgang mit dem eigenen Empfinden.
Wenn dieser Thread etwas bewirken kann, dann doch Hinweise zu geben, wie die Hilflosigkeit überwunden werden kann. Sicher, ein "was mir in dieser Situation geholfen hat" ist nicht immer und überall übertragbar, kann aber ein hilfreicher Ansatz sein. Nichts anderes machen ja auch professionelle Pflegekräfte: aus dem Fundus der in der Ausbildung angebotenen "Lösungsansätze" den einen und / oder anderen anzuwenden. Nur, die Angehörigen werden regelmäßig von der Entwicklung überrollt und haben selten die Gelegenheit, sich im Vorwege auszubilden. Sie sind also auf den Support aus dem Erfahrungsschatz anderer Betroffener angewiesen.
Dazu gehört doch auch, sich in die Welt, das Empfinden des Erkrankten hineinzudenken (was für jede andere Art bedrohlicher Erkrankung entsprechend gilt), um ihm in seiner Situation helfen zu können, das Richtige für ihn tun zu können.
Daß es gut und richtig ist, über das frühzeitige Erkennen der Erkrankung zu sprechen, um durch geeignete Therapien den Verlauf abzumildern, zu verzögern, ist völlig richtig. Meine Erfahrung hat mich jedoch gelehrt, daß, bei aller Umsicht und Vorausschau, die Dinge nicht immer planbar sind, zumal der Mensch in seinem Denken und Planen fehlbar ist. Als Beispiel verweise ich immer gern auf jenen Herrn, der in Erwartung seines vorzeitigen Ablebens die letzten Dinge liebevoll zugunsten seiner Ehefrau geregelt hat, aber die Zeit eines längeren Siechtums nicht einbezogen hatte. Ebenso blieb völlig draußen vor, daß ein Testament nur von Nutzen ist, wenn es entweder bei Gericht hinterlegt oder sein heimischer Lagerort wenigstens bekannt ist....
Und so ist eine umfassende (Eigen-)Vorsorge für alle Fälle eine Illusion. Und dann trifft der Mangel der Vorsorge für den speziellen Fall die Angehörigen. Der Kranke muß mit der Krankheit und den durch sie hervorgerufenen Einschränkungen leben, der Angehörige mit den Auswirkungen im banalen Alltag.
Mancher (vielleicht auch Du??) mag das zum Anlaß für ein leidenschaftliches Plädoyer zugunsten der Pflege in einer speziellen Einrichtung nehmen. Da ist auch etwas Wahres dran. Aber, was, wenn der Kranke sich dagegen wehrt, zumindest bis zu einem bestimmten Punkt eine häusliche Pflege / Betreuung als willkommen akzeptiert und (mit Einschränkungen) auch leistbar ist? Wer, wenn nicht die nächsten Angehörigen, trifft die Entscheidung? Und, ist das dann eine nüchterne, rationale Entscheidung?
Oldoldman- Anzahl der Beiträge : 1064
Anmeldedatum : 06.06.12
Alter : 65
Ort : Hoch im Norden...
es geht nicht um ein leidenschaftliches Plädoyer
Ausser das ich selbst in meinem Familienkreis 2 x dieses Dilemma erleben durfte, sehe ich ja in den Heimen, was dort abläuft, wie mit den Kranken umgegangen wird, und das durch gezielte "sinnvolle" Beschäftigung manchmal sogar, wenn auch nur vorrübergehende Besserung erreicht wird. Und zwar, ohne die Familie zu belasten. UND was ich immer wieder erlebe, daß die erkrankten Patienten teilweise ihre Familienangehörigen gar nicht sehen wollen. Aber auch dazu bin ich gern bereit mich ab Montag zu äussern. Ich werde dann über die verschiedenen Demenzen, dann erst die Familie und die Pflegemöglichkeiten schreiben. UND ich möchte keine Monologe abhalten. Also um Beteiligung und Fragen wird gebeten.
uvondo- Anzahl der Beiträge : 1610
Anmeldedatum : 13.06.12
Rege Beteiligung erwünscht?
Nun, an stringa oder mir, eventuell, wenn sie Zeit findet, auch Natascha soll es nicht liegen. Den Beweis haben wir ja schon angetreten
Oldoldman- Anzahl der Beiträge : 1064
Anmeldedatum : 06.06.12
Alter : 65
Ort : Hoch im Norden...
hi pat
habe nur noch auf Dich gewartet. Habe Deine Einlassung vorhin gelesen, und mir Gedanken über Deinen Schlußsatz gemacht. Deine Mutter in Deinem Arm...... Montag melde ich mich zurück, dann wird es aber auch Zeit, denn Ende der Woche geht es wieder los, mit Weib.
uvondo- Anzahl der Beiträge : 1610
Anmeldedatum : 13.06.12
Re: Demenz und andere Zipperlein
Moin moin Uvo,
ich freue mich immer, wenn ich sehe, dass es dich interessiert, was ich zu einem Thema zu sagen habe. Ich schaue allerdings auch umgekehrt meisten was du sagst erst einmal.
Ja, meine Mammi starb in meinen Armen.
Es ist eine merkwürdige Geschichte. Schwer zu erzählen und erst recht kaum zu erklären. Es geht in Bereiche, vor denen die Meisten Angst haben, denn keiner will zugeben, dass da doch, bei aller „Vernunft“ noch so die bange Frage ist, und wie „und wenn doch?“
Vielleicht war ich meiner Mutter zu ähnlich um mit ihr auszukommen. Ich dachte eigentlich, dass ich sie nicht leiden konnte. Sie war schrecklich intensiv. Und ich habe wahrscheinlich ein Distanz/Nähe Problem. Ich habe es nicht gern, wenn man mir auf den Pelz rückt.
Das hat sie nie interessiert. „Aber ich bin doch deine Mutter“ sagte sie und ich dachte, „nee, ich bin ich und damit hast du nichts zu tun.“
Eines Morgens weckte mich das Telefon aus einem Albtraum. Meine Schwester sagte weinend, sie, unsere Mutter, „wäre dem Tode geweiht.“ Sie hatte gerade mit dem Arzt gesprochen.
Was auch immer in der Familie geschieht, alle wenden sich an meine kleine Schwester. Niemals an mich. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass jeder mich für leichtfertig hält. Alle sind immer äußerst interessiert, was ich schon wieder gemacht und erlebt habe, aber wenn es ans Eingemachte geht, rennen alle zu ihr.
Ich habe nichts dagegen und bin eigentlich recht zufrieden wenn ich mich heraus halten kann. Zumal, wenn ich pfeife, fangen sowieso alle an zu tanzen. Ich bin interessant.
Ich hatte gerade ganz andere Probleme und wollte, wie üblich davon laufen. Ich erklärte meiner Schwester herzlos, wie ich bin, dass sie mich wegen dem Geschwätz irgend einer Kurpfuschers nicht aufwecken müsste und dass mir die ganze Angelegenheit im Augenblick so und so am Arsch vorbei ginge. Hypochonder alle zusammen.
Ich verständigte die ganze Familie und erklärte allen, dass ich im Augenblick keine Zeit für diesen Unsinn hätte.
Drama Queen.
Dann packte ich das Nötigste zusammen und fuhr hin.
Wir wechselten uns ab. Alle waren inzwischen aus allen Himmelsrichtungen eingelaufen. Ständig saßen irgendwelche Leute an ihrem Bett, weinten oder versuchten tapfer die Atmosphäre durch dummes Geschwätz zu bereinigen. Über was da nicht alles verhandelt wurde. Der seichteste Unsinn, ob das und jenes stimmen könnte, mit der heimlichen Geliebten eines Politikers und ob das neue Medikament wirklich so sensationell sein könnte, ob man den Bahn Mörder schon gefasst habe und ob Frau Dingsbums wirklich die Scheidung eingereicht habe, wegen dem Seitensprung….
Das ging so ungefähr eine Woche. Meine Mutter bekam sehr starke Medikamente und sie schlief dauernd mitten im Gespräch ein, erwachte wusste erst mal nicht wo sie war, erzählte irgendwelche Geschichten, die man längst vergessen hatte, sprach von Menschen und Ereignissen, an die man sich kaum noch erinnern konnte.
Ein paar mal versuchte ich Grenzen einzureißen und über Wesentliches zu reden, bzw. etwas herauszufinden, aber sie herrschte mich an und sagte „ich bin doch kein Orakel. Lasse mich mit dem Unsinn in Ruhe. Woher soll ich das denn wissen?“
Sie, die immer große Stücke auf die Kirche gehalten hatte, lästerte über den Papst und die „Pfaffen“. Überhaupt ging etwas Kaltes, Skeptisches von ihr aus, das ich so nicht kannte.
Wir hatten so eine Art Timetable zusammengeschustert wann ich da sein konnte und wann jemand anderes. Das Leben geht weiter, bestimmte Dinge müssen gemacht werden. Das ist einfach so. Und vielleicht, ne neue Untersuchung, das neue Medikament. Der Doktor ist sehr nett.. Und er kann etwas..
Eines Morgens wollte ich einfach nicht mehr so weitermachen. Ich konnte auch nicht mehr.
Heute gehe ich nicht dahin. Es ist mir egal wie ihr das regelt. Ich habe einfach nicht mehr die Nerven..
Und jetzt wird es so richtig schräg.
Kaum war ich alleine im Haus, goss ich mir einen Schnaps ein und machte es mir auf der Couch gemütlich. Keine fünf Minuten später klingelte es. Ein Cousin mit Freundin erschien, eine Nachbarin, die Kaffee kochte und alle bewirtete. Alle wollten irgendwie helfen. Ich kam mir überflüssig vor. Bot Zigaretten an, holte einen Aschenbecher, Gläser, irgendwas zu trinken, Likör, Whiskey, Gin… was weiß ich, was da noch rumstand.
Dann nahm ich etwas vom Tisch und klaute den Wagenschlüssel von meinem Cousin. Der Wagen stand hinter dem Haus.
Ich ließ ihn an und fuhr los. Das Krankenhaus war ca. 40 km entfernt. Es war ein schöner sonniger Tag, der 18. Juni.
Die Felder wiegten sich leicht im Wind. Ich hatte keinen Führerschein, ein geklautes Auto und ich schaltete das Radio an, suchte einen passenden Sender, fuhr vergnügt und ganz entspannt im Takt zu der Musik „Ein Bett im Kornfeld..“ durch die wunderschöne Natur.
Vielleicht vermissen die mich schon, ging es mir durch den Kopf und das Auto, die Polizei, ne Fahndung???
Mir war es egal. Der Gedanke amüsierte mich.
Als ich das Zimmer betrat starrten mich alle an, wie ein Gespenst. Sie hatten verweinte Augen, die Kinder blickten sorgenvoll und ernst drein, der Lage angemessen. Es geht ihr heute nicht so gut.
„Kein Wunder, erklärte ich aufgeräumt. „Bei der Bullenhitze. Das ist ja nicht zum aushalten. Draußen ist es noch wärmer.
Wisst ihr was, Ich gebe euch Geld und ihr lauft jetzt alle zusammen in den Eissalon und holt eine Riesenportion Eis und dann feiern wir mal wieder so ne richtige Sommerparty.
„Wie kommst du eigentlich hierher“ wollte Senta wissen. „Mit dem Auto. Ich habe Jürgens Wagen geklaut“.
„ Was? Wie?“
„Naja, der Schlüssel lag auf den Tisch. Erst habe ich sie alle abgefüllt, den Schlüssel an mich genommen und dann bin zu euch gekommen und jetzt feiern wir mal so richtig.“
Meine Mutter war erwacht, hörte die Geschichte und lächelte halb gelangweilt. Sie winkte ab.
Meine Schwester benetzte ein Tuch mit kölnisch Wasser und tupfte ihr vorsichtig die Stirn ab.
Mir ging das alles zu betulich. Ich schlang meine Arme um sie und wollte sie aufrütteln und an mich drücken.
„Mein Schätzle“ sagte sie und dann entfuhr ihrer Kehle so etwas zwischen seufzen und husten und sie schloss die Augen für immer?
Wirr wichen zurück.
Als die Kinder mit dem halb zerlaufen Eis zurück waren, hatten wir ihr eine Rose auf die Brust gelegt.
Hinterher sagten alle, als du hereingekommen bist, wussten wir was geschehen würde. Du warst ihr Todesengel.
ich freue mich immer, wenn ich sehe, dass es dich interessiert, was ich zu einem Thema zu sagen habe. Ich schaue allerdings auch umgekehrt meisten was du sagst erst einmal.
Ja, meine Mammi starb in meinen Armen.
Es ist eine merkwürdige Geschichte. Schwer zu erzählen und erst recht kaum zu erklären. Es geht in Bereiche, vor denen die Meisten Angst haben, denn keiner will zugeben, dass da doch, bei aller „Vernunft“ noch so die bange Frage ist, und wie „und wenn doch?“
Vielleicht war ich meiner Mutter zu ähnlich um mit ihr auszukommen. Ich dachte eigentlich, dass ich sie nicht leiden konnte. Sie war schrecklich intensiv. Und ich habe wahrscheinlich ein Distanz/Nähe Problem. Ich habe es nicht gern, wenn man mir auf den Pelz rückt.
Das hat sie nie interessiert. „Aber ich bin doch deine Mutter“ sagte sie und ich dachte, „nee, ich bin ich und damit hast du nichts zu tun.“
Eines Morgens weckte mich das Telefon aus einem Albtraum. Meine Schwester sagte weinend, sie, unsere Mutter, „wäre dem Tode geweiht.“ Sie hatte gerade mit dem Arzt gesprochen.
Was auch immer in der Familie geschieht, alle wenden sich an meine kleine Schwester. Niemals an mich. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass jeder mich für leichtfertig hält. Alle sind immer äußerst interessiert, was ich schon wieder gemacht und erlebt habe, aber wenn es ans Eingemachte geht, rennen alle zu ihr.
Ich habe nichts dagegen und bin eigentlich recht zufrieden wenn ich mich heraus halten kann. Zumal, wenn ich pfeife, fangen sowieso alle an zu tanzen. Ich bin interessant.
Ich hatte gerade ganz andere Probleme und wollte, wie üblich davon laufen. Ich erklärte meiner Schwester herzlos, wie ich bin, dass sie mich wegen dem Geschwätz irgend einer Kurpfuschers nicht aufwecken müsste und dass mir die ganze Angelegenheit im Augenblick so und so am Arsch vorbei ginge. Hypochonder alle zusammen.
Ich verständigte die ganze Familie und erklärte allen, dass ich im Augenblick keine Zeit für diesen Unsinn hätte.
Drama Queen.
Dann packte ich das Nötigste zusammen und fuhr hin.
Wir wechselten uns ab. Alle waren inzwischen aus allen Himmelsrichtungen eingelaufen. Ständig saßen irgendwelche Leute an ihrem Bett, weinten oder versuchten tapfer die Atmosphäre durch dummes Geschwätz zu bereinigen. Über was da nicht alles verhandelt wurde. Der seichteste Unsinn, ob das und jenes stimmen könnte, mit der heimlichen Geliebten eines Politikers und ob das neue Medikament wirklich so sensationell sein könnte, ob man den Bahn Mörder schon gefasst habe und ob Frau Dingsbums wirklich die Scheidung eingereicht habe, wegen dem Seitensprung….
Das ging so ungefähr eine Woche. Meine Mutter bekam sehr starke Medikamente und sie schlief dauernd mitten im Gespräch ein, erwachte wusste erst mal nicht wo sie war, erzählte irgendwelche Geschichten, die man längst vergessen hatte, sprach von Menschen und Ereignissen, an die man sich kaum noch erinnern konnte.
Ein paar mal versuchte ich Grenzen einzureißen und über Wesentliches zu reden, bzw. etwas herauszufinden, aber sie herrschte mich an und sagte „ich bin doch kein Orakel. Lasse mich mit dem Unsinn in Ruhe. Woher soll ich das denn wissen?“
Sie, die immer große Stücke auf die Kirche gehalten hatte, lästerte über den Papst und die „Pfaffen“. Überhaupt ging etwas Kaltes, Skeptisches von ihr aus, das ich so nicht kannte.
Wir hatten so eine Art Timetable zusammengeschustert wann ich da sein konnte und wann jemand anderes. Das Leben geht weiter, bestimmte Dinge müssen gemacht werden. Das ist einfach so. Und vielleicht, ne neue Untersuchung, das neue Medikament. Der Doktor ist sehr nett.. Und er kann etwas..
Eines Morgens wollte ich einfach nicht mehr so weitermachen. Ich konnte auch nicht mehr.
Heute gehe ich nicht dahin. Es ist mir egal wie ihr das regelt. Ich habe einfach nicht mehr die Nerven..
Und jetzt wird es so richtig schräg.
Kaum war ich alleine im Haus, goss ich mir einen Schnaps ein und machte es mir auf der Couch gemütlich. Keine fünf Minuten später klingelte es. Ein Cousin mit Freundin erschien, eine Nachbarin, die Kaffee kochte und alle bewirtete. Alle wollten irgendwie helfen. Ich kam mir überflüssig vor. Bot Zigaretten an, holte einen Aschenbecher, Gläser, irgendwas zu trinken, Likör, Whiskey, Gin… was weiß ich, was da noch rumstand.
Dann nahm ich etwas vom Tisch und klaute den Wagenschlüssel von meinem Cousin. Der Wagen stand hinter dem Haus.
Ich ließ ihn an und fuhr los. Das Krankenhaus war ca. 40 km entfernt. Es war ein schöner sonniger Tag, der 18. Juni.
Die Felder wiegten sich leicht im Wind. Ich hatte keinen Führerschein, ein geklautes Auto und ich schaltete das Radio an, suchte einen passenden Sender, fuhr vergnügt und ganz entspannt im Takt zu der Musik „Ein Bett im Kornfeld..“ durch die wunderschöne Natur.
Vielleicht vermissen die mich schon, ging es mir durch den Kopf und das Auto, die Polizei, ne Fahndung???
Mir war es egal. Der Gedanke amüsierte mich.
Als ich das Zimmer betrat starrten mich alle an, wie ein Gespenst. Sie hatten verweinte Augen, die Kinder blickten sorgenvoll und ernst drein, der Lage angemessen. Es geht ihr heute nicht so gut.
„Kein Wunder, erklärte ich aufgeräumt. „Bei der Bullenhitze. Das ist ja nicht zum aushalten. Draußen ist es noch wärmer.
Wisst ihr was, Ich gebe euch Geld und ihr lauft jetzt alle zusammen in den Eissalon und holt eine Riesenportion Eis und dann feiern wir mal wieder so ne richtige Sommerparty.
„Wie kommst du eigentlich hierher“ wollte Senta wissen. „Mit dem Auto. Ich habe Jürgens Wagen geklaut“.
„ Was? Wie?“
„Naja, der Schlüssel lag auf den Tisch. Erst habe ich sie alle abgefüllt, den Schlüssel an mich genommen und dann bin zu euch gekommen und jetzt feiern wir mal so richtig.“
Meine Mutter war erwacht, hörte die Geschichte und lächelte halb gelangweilt. Sie winkte ab.
Meine Schwester benetzte ein Tuch mit kölnisch Wasser und tupfte ihr vorsichtig die Stirn ab.
Mir ging das alles zu betulich. Ich schlang meine Arme um sie und wollte sie aufrütteln und an mich drücken.
„Mein Schätzle“ sagte sie und dann entfuhr ihrer Kehle so etwas zwischen seufzen und husten und sie schloss die Augen für immer?
Wirr wichen zurück.
Als die Kinder mit dem halb zerlaufen Eis zurück waren, hatten wir ihr eine Rose auf die Brust gelegt.
Hinterher sagten alle, als du hereingekommen bist, wussten wir was geschehen würde. Du warst ihr Todesengel.
patagon- Anzahl der Beiträge : 1528
Anmeldedatum : 14.06.12
hi, ich will demo und steffi mal eben hier antworten
NEIN Demo, auch wenn Du Dich fälschlicherweise freust, daß ich Dich lese (es bleibt beim ß, hatte ich Dir aber früher schon mitgeteilt). Das ist doch wohl eher umgekehrt. Du liest mich, wie sonst kommst Du dazu, mich immer wieder in eurem lächerlichen Forum zu korrigieren. Und dann noch falsch. Du solltest wirklich langsam eine Therapie beantragen, zahlt die Kasse solange DU noch nicht ausgesteuert bist.
ALSO nochmals, (Disstress, Dysstress) es heißt hier in Deutschland und international DISTRESS. Wenn DU Dich zur Therapie anmeldest, kannste ja gleich die Mediziner vor Ort fragen. Gleiches gilt für die neunmalkluge steffi.
Und meine Fäkaliensprache.....haste Dich schon mal selbst gelesen. So nun darfst Du drüben wieder antworten, und keine Angst, ich lese immer noch nicht mit, nur wenn ich per PN einen Hinweis bekomme, und dann auch nur im Eiltempo. Ich glaube langsam, eure Dachschäden sind unreparabel....................
ALSO nochmals, (Disstress, Dysstress) es heißt hier in Deutschland und international DISTRESS. Wenn DU Dich zur Therapie anmeldest, kannste ja gleich die Mediziner vor Ort fragen. Gleiches gilt für die neunmalkluge steffi.
Und meine Fäkaliensprache.....haste Dich schon mal selbst gelesen. So nun darfst Du drüben wieder antworten, und keine Angst, ich lese immer noch nicht mit, nur wenn ich per PN einen Hinweis bekomme, und dann auch nur im Eiltempo. Ich glaube langsam, eure Dachschäden sind unreparabel....................
uvondo- Anzahl der Beiträge : 1610
Anmeldedatum : 13.06.12
Ähnliche Themen
» Kachelmann und kein Ende....
» Kachelmann und kein Ende.... (Teil 3)
» richtig krank kann nicht Jeder........
» In diesen Tagen vor 100 Jahren...
» Musik rund um die Welt
» Kachelmann und kein Ende.... (Teil 3)
» richtig krank kann nicht Jeder........
» In diesen Tagen vor 100 Jahren...
» Musik rund um die Welt
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten